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Ernährungstrend Kokos: Ein Öl für alle Fälle

Die Kokos-Palme ist in ihrer Heimat als „Baum des Himmels“ bekannt. Während wir ihr Bild vor allem mit weißen Stränden, Meer und Urlaubsfeeling assoziieren, bietet die Kokos-Palme den Bewohnern tropischer Küsten seit Jahrtausenden eine hervorragende Nahrungs- und Rohstoffquelle. In Europa wird vor allem das in der Palmfrucht enthaltene Öl immer immer beliebter.
Kokos-Öl wird entweder aus Kopra, dem Kernfleisch der Kokosnuss oder aus zerkleinertem Kokos-Kruchtfleisch gewonnen. Für die industrielle Herstellung werden die Kokosnüsse nach der Ernte geschält, gespalten und das Fruchtfleisch getrocknet. Vor der mechanischen Pressung werden häufig Mittel zur Härtung, Bleichung und Desodorierung eingesetzt. Bei nativem Kokosnussöl handelt es sich um Öl aus der ersten Pressung ohne Zusatz von Chemikalien.

Gesättigt, aber mittelkettig

Das Fettsäuremuster von Kokos-Öl weist einen hohen Anteil gesättigter Fettsäuren auf (90 Prozent). Hier nimmt Laurinsäure mit 45 bis 55 Prozent den Hauptanteil ein. Diese mittelkettigen Fettsäuren (MCT – medium chain triglycerides) werden im Vergleich zu langkettigen Fettsäuren im Darm schneller gespalten und resorbiert. Zur Verdauung der MCTs sind lediglich minimale Mengen an Enzymen aus der Bauchspeicheldrüse und keine Gallensäuren notwendig. In der diätetischen Behandlung von verschiedenen Darmerkrankungen können diese Eigenschaften von Vorteil sein.

Kokos-Öl gegen Bakterien

Die im Kokos-Öl enthaltene Laurinsäure wird im Körper zu Monolaurin umgewandelt. Monolaurin wehrt speziell behüllte Bakterien und Viren (z. B. Herpes-, Cytomegalo- und Grippeviren) im menschlichen und tierischen Organismus ab. Etwa sechs bis zehn Prozent der Fettsäuren im Kokos-Öl bestehen aus der Caprinsäure, die wiederum bei Pilzinfektionen helfen soll. Hier wird jedoch noch einiges an Forschung im medizinischen und pharmakologischen Bereich nötig sein, um signifikante Aussagen über Wirkung, Dosierung und Anwendung machen zu können.

Kokos pflegt Haut & Haare

In den Tropen ist Kokos-Öl ein traditionelles Schönheitsmittel. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig: Durch seine antimykotischen Eigenschaften kann zum Beispiel Fußpilz vorgebeugt werden. Außerdem ist die „Kokos-Creme“ entzündungshemmend und kühlt beim Auftragen. Als Shampoo pflegt es nicht nur die Haare, sondern hilft auch gegen Schuppen.

Abnehmen mit Kokos-Öl?

Die in den letzten Jahren durchgeführten Untersuchungen zur Klärung dieser Frage werden kontrovers diskutiert. Verschiedene klinische Studien zeigten, dass durch den geringeren Energiegehalt der mittelkettigen Fettsäuren die nahrungsinduzierte Thermogenese (also die Wärmeproduktion durch die Verdauung) nach deren Konsum größer war als nach dem Verzehr von langkettigen Fettsäuren.
Ernährungswissenschaftlerin Julia Papst: „Ernährungsphysiologisch gesehen sind für eine Gewichtsreduktion immer die Gesamtenergieaufnahme, Nährstoffverteilung, Mahlzeitenzusammensetzung und hier unter anderem auch die Gesamtfettmenge zu beachten. Die Kalorieneinsparungen die durch den Verzehr von mittelkettigen Fettsäuren erreicht werden können, entsprechen täglich etwa 100 Kilokalorien. Das ist der Gegenwert von etwa einer Rippe Schokolade oder einem Esslöffel Öl.“

Hilfe bei Herzerkrankungen?

Kokos-Öl soll auch dabei helfen, die Risikofaktoren für Herzerkrankungen zu minimieren. Hier scheiden sich allerdings die Geister: Die Ernährungswissenschaft beruft sich immer noch auf Studien, die einen hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren in der Ernährung als Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verantwortlich machen. Da die Fettsäuren im Kokos-Öl vorwiegend gesättigt sind, könnte man daher meinen, sie wären schlecht in der Prävention von Herz-Kreislauf-Krankheiten. Umgekehrt gibt es Studien, die zeigen, dass die im Kokos-Öl reichlich vorhandene Laurinsäure das „gute“ Cholesterin (HDL-Cholesterin) erhöhen und ein ausgewogenes Verhältnis zwischen LDL- und HDL-Cholesterin fördern kann. Julia Papst: „Bei Herzerkrankungen müssen immer viele Faktoren berücksichtigen werden. So ist es bei Beantwortung dieser Frage interessant, wie denn die übrigen Ernährungsgewohnheiten aussehen, ob Bewegung in den Lebensstil integriert wird, ob Rauchen oder übermäßiger Stress eine Rolle spielen. Aus meiner Erfahrung sind Menschen, die sich bewusst für den Einsatz von Kokos-Öl in der Ernährung entscheiden auch in anderen Bereichen des Lebens gesundheitsbewusster.“

Fazit: auf Qualität achten

Kokos-Öl enthält viele gesunde Wirkstoffe, die sich positiv auf die Gesundheit auswirken. Allerdings ist nicht alles Gold, wo Kokos draufsteht. Aufpassen muss man vor allem bei industriell verarbeiteten Fertigprodukten. So wird Kokos-Fett für die Verwendung in Blätter- und Plunderteiggebäck oft chemisch gehärtet und hat dann einen hohen Anteil an ungesunden Trans-Fettsäuren. Wichtig ist also, auf die Qualität zu achten. Denn, zwischen billigem Kokos-Fett, das mit Extraktionsmitteln gewonnen und oft auch desodoriert wird und nativ gepresstem Kokos-Öl besteht ein großer Unterschied. Nur durch schonende Herstellung bleiben auch alle wertvollen Inhaltsstoffe erhalten.

Tipps und Infos von Ernährungswissenschaftlerin Julia Papst

Kokos-Öl wird mittlerweile nicht nur in Reformhäusern sondern auch im Supermarkt angeboten. Unterschieden wird zwischen den RBD-Ölen (raffinierten, gebleichten, desodorierten Ölen) und dem VCO (Virgin-Coconut-Oil). Die Bezeichnung „Virgin“ kennt man bereits von der Olivenölherstellung – sie steht für eine schonende Verarbeitung bei der das Öl nicht raffiniert, gebleicht und desodoriert wurde.

Braten mit Kokos-Öl
Kokos-Öl behält auch beim Erhitzen seine natürlichen Eigenschaften und kann auch zum Backen und Braten verwendet werden. Außerdem ist es geschmacksneutral und punktet mit langer Haltbarkeit.

Kokos-Milch
Bei Kokos-Milch handelt es sich um das Fruchtfleisch der Kokosnuss das mit Wasser püriert wurde. D.h. auch in der Kokos-Milch ist das Kokos-Öl mit seinem hohen Anteil gesättigter Fettsäuren (Laurinsäure) sowie die MCT-Fette enthalten. Zu Bedenken ist der hohe Fettgehalt der Kokos-Milch (etwa 24g Fett und somit 230 kcal/100 g ).

Foto/Video: Shutterstock.

Geschrieben von Ursula Wastl

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