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Wozu Superfood & Nahrungsergänzung?

Es könnte so einfach sein: Pille in den Rachen und schon sind wir rund um versorgt. Eine Superpille gibt es allerdings noch nicht. Was Nahrungsergänzung und Superfood uns versprechen, was sie bringen.

Superfood & Nahrungsergänzung

Astronautenfutter soll den Weltraumfahrer optimal versorgen – möglichst ohne aufwendige Zubereitung und platzsparend aufzubewahren. Eine „Superpille“ gibt es allerdings auch nach jahrelanger Forschungsarbeit nicht.
Denn: „Nahrungsergänzung kann das komplexe Zusammenspiel von Nährstoffen nicht kompensieren und auch das Kauen, Schmecken und Schlucken sind nicht zu ersetzen. Deshalb geht die Forschung weg von Lebensmitteln in Pillenform“, sagt Bernhard Watzl, Leiter des Instituts für Physiologie und Biochemie der Ernährung am Max Rubner-Institut in Deutschland. Schade eigentlich, denn es könnte so einfach sein: Eine Pille in den Rachen und schon sind wir rund um versorgt um auch im Alltag Höchstleistungen erbringen zu können.

Wo wir unterversorgt sind – Wie aus dem Österreichischen Ernährungsbericht hervor geht, weisen mehr als 1,6 Millionen ÖsterreicherInnen bei speziellen Mikronährstoffen suboptimale Versorgung auf. Klar unterversorgt sind wir mit Vitamin D und Jod. So ist laut Bericht der biochemische Status an Vitamin D bei 44 Prozent der Männer und knapp 40 Prozent der Frauen unzureichend. Hier zahlt es sich in den meisten Fällen wirklich aus, nachzuhelfen. Während die Versorgung mit Jod ganz einfach mit jodiertem Salz gewährleistet werden kann, wird Vitamin D nur durch ausreichend Sonnenlicht angereichert. Wer diesem weniger als eine halbe Stunde pro Tag ausgesetzt ist, sollte auf Supplements zurückgreifen. Ein weiterer Klassiker in der Mangelversorgung ist Folsäure. Auch hier bestätigen Studien eine Unterversorgung und Experten raten vor allem Frauen, die eine Schwangerschaft planen, rechtzeitig mit Nahrungsergänzungsmitteln nachzuhelfen.

Supplements ergänzen Angebot

Die Grundregeln einer gesunden Ernährung kennen wir alle: Abwechslungsreich soll sie sein und möglichst ausgewogen. Obst und Gemüse, Fisch, nicht zu viel Fleisch, dafür reichlich Ballaststoffe. Im stressigen Alltag ist es allerdings nicht so einfach, sich immer an diese Grundregeln zu halten. Und auch wenn die Westeuropäer laut Studien grundsätzlich gut versorgt sind und das Vorkommen ernährungsbedingter Krankheiten wegen Mangelerscheinungen stetig abnimmt, „Wer sich vernünftig ernährt, braucht keine Nahrungsergänzungsmittel“, sagt etwa Jürgen König, Leiter des Department für Ernährungswissenschaften an der Universität Wien; für eine „vernünftige“ Ernährung fehlt dann doch oft die Zeit.

Etwas nachhelfen kann jedenfalls nicht schaden. So meint Cornelia Harlacher vom Mikronährstoffhersteller Biogena: „Mikronährstoffe kommen aus der Nahrung und eine bewusste Ernährung ist ein wesentlicher Bestandteil der menschlichen Gesundheit. Heute ist es möglich, sich das ganze Jahr über mit den besten Lebensmitteln zu versorgen und auf eine ausgewogene Ernährung zu achten. Auf der anderen Seite zeigen Untersuchungen, dass dieses Angebot offenbar nicht von allen Menschen angenommen wird; besonders in Situationen, in denen ein Mehrbedarf besteht, zum Beispiel bei sportlicher Betätigung, erhöhtem Stress oder wenn Störungen bei der Aufnahme vorliegen, wie etwa bei Unverträglichkeiten.“

„Heute ist es möglich, sich das ganze Jahr über mit den besten Lebensmitteln zu versorgen und auf eine ausgewogene Ernährung zu achten. Auf der anderen Seite zeigen Untersuchungen, dass dieses Angebot offenbar nicht von allen Menschen angenommen wird.“

Wozu Superfood – mehr als Marketinggag?

Wem also die Zeit für eine ausgewogene Ernährung fehlt, wer unter Stress leidet oder Leistungssport betreibt, kann auf Nahrungsergänzung als Extra am Speiseplan zurückgreifen. Für die Einen willkommene Alleskönner, für den Anderen reiner Marketinggag. Zur Zeit jedenfalls in aller Munde, ist zum Beispiel sogenanntes Superfood. Die Lebensmittel sind reich an wertvollen Nährstoffen und in Form von Pulver oder Tabletten erhältlich, als Saft oder in leckeren Smoothies enthalten und versprechen tatsächlich einiges. Sie enthalten in der Regel vor allem reichlich Nähr- oder Ballaststoffe, Vitamine und Antioxidantien.

Jungbrunnen Açaí Beere

Die Açaí Beere zum Beispiel erlangte zwar als Schlankheitsmittel ihren Ruhm, kann diese Versprechung allerdings nicht halten. In Wahrheit ist die Frucht aber vor allem dank der hohen Konzentration an Antioxidantien ein wahrer Jungbrunnen. Denn diese fangen freie Radikale, die unsere Zellen angreifen würden, und verlangsamen so den Alterungsprozess. So fanden Wissenschaftler der Emory University School of Medicine heraus, dass Fruchtfliegen, die sich von Açaí Beeren ernähren, tatsächlich drei Mal länger leben als jene, die ohne die Superbeeren auskommen. Dem Menschen versprechen Hersteller von Açaí-Produkten einen positiven Effekt auf den Cholesterinwert, Diabetes, Arthritis, auf Erkrankungen des Herzkreislaufsystems, Bluthochdruck und auf Immunstörungen.
Die dunkelblauen Früchte aus Südamerika wachsen an der sogenannten Kohlpalme und werden zu Tabletten, Saft oder Pulver verarbeitet. Vorsicht ist allerdings auf Grund der hohen Menge an Mangan geboten. Die adäquate Aufnahmemenge für Erwachsene beträgt laut Europäischer Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) drei Milligramm pro Tag – 300 Milliliter Beeren-Pulpe enthalten aber satte 14,6 Milligramm. Zu viel Mangan kann sich negativ auf die Aufnahme von Eisen auswirken. Das sollte laut Ernährungsexperten vor allem bei Kindern, Vegetariern und Menschen mit Eisenmangel berücksichtigt werden.

Wunderheiler Spirulina-Algen?

Auch die Spirulina Alge wird der Kategorie Superfood zugeordnet und erlebt zur Zeit einen wahren Hype. Sie zählt zur Gattung der Cyanobakterien (früher als „Blaualgen“ bezeichnet). Ihr wird eine deutliche Steigerung der Produktion von krankheitsbekämpfenden Killerzellen, Helferzellen und Antikörpern nachgesagt.
So zeigten etwa Forschungen am Osaka Medical Center for Cancer and Cardiovascular Diseases in Japan, dass die Aktivität der Makrophagen (Fresszellen) nach der Einnahme von Spirulina deutlich anstieg. Damit unterstützen Spirulina-Algen das Immunsystem bei der Bekämpfung von Infektionen jeglicher Art. Sie soll außerdem den Blutzuckerspiegel regulieren, vor Bluthochdruck schützen und den Adiponektin-Spiegel steigern, der an der Regulation des Hungergefühls beteiligt ist. Ein hoher Adiponektin-Spiegel sorgt für weniger Hunger. Da Spirulina außergewöhnlich hohe Mengen L-Tryptophan enthält, eine Aminosäure, die die Neurotransmitter Melatonin und Serotonin produziert, gilt die Alge außerdem als Mittel zur Stimmungssteigerung, zur Verbesserung des Erinnerungsvermögens und zur Nervenberuhigung. Spirulina-Algen sind als reines Pulver, in Kapseln gefüllt oder als Presslinge geformt erhältlich. Auch in Smoothies werden sie gerne gemixt.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) gibt jedoch zu bedenken: Algen-Produkte sollten nicht als Alternative zu einer ärztlich verordneten Therapie angesehen werden. Die Verbraucherzentrale Nordrhein Westfalen geht noch weiter und warnt vor Blaualgen, da sie mit anderen Cyanobakterien verunreinigt seien, die leberschädigende Gifte (Microcystine) erzeugen können.

Ballaststoff-Bündel Chia

Mit ihrem hohen Gehalt an Ballaststoffen, Eiweiß und Omega-3 Fettsäuren gelten auch Chia-Samen als Superfood und mit mehr als sechs Gramm Ballaststoffe pro 100 Gramm Samen sind sie ein wahres Ballaststoff-Bündel. Versprochen wird, dass die Samen die Verdauung fördern und den Blutzucker regulieren. Auch sollen sie Gelenkschmerzen und Sodbrennen lindern. Chia ist eine einjährige krautige Sommerpflanze aus der Familie der Lippenblütler. Die Samen können sowohl im Ganzen, als auch gemahlen zum Beispiel als Bestandteil von Brot oder zur Herstellung von Öl verwendet werden. Sie dienen auch als Grundlage für veganen Pudding oder dickflüssige Smoothies und können außerdem als Ei- oder Fettersatz beim Backen verwendet werden.
Wer Chia-Kapseln einnehmen möchte sollte auf die Verzehrsempfehlung des Herstellers achten. Pro Tag zwei Gramm Chia-Öl in Form von Kapseln wird als gesundheitlich unbedenklich angesehen. Chia kann statt fettreichem Seefisch beziehungsweise Raps, Walnuss-, Lein- oder Sojaöl eine wertvolle Omega-3-Fettsäure-Quelle darstellen. Achtung: Zu viel des Guten kann starke Verstopfungen verursachen! Die tägliche Aufnahme von 15 Gramm der Samen sollte nicht überschritten werden.

Die Liste von Superfood wächst tagtäglich und umfasst zahlreiche weitere Früchte, Beeren und Samen. Wunder sind alles in allem nicht zu erwarten und sie sollten mit Bedacht konsumiert werden. Superfood muss übrigens nicht immer exotisch sein. So enthalten zum Beispiel Heidelbeeren eine ähnlich hohe Konzentration an Antioxidantien wie die Açaí-Beere. Wer sich vernünftig ernähren und dabei auf Nahrungsergänzungsmittel zurückgreifen will, sollte sich auf jeden Fall eingehend mit seiner Nährstoffversorgung befassen. Eine allumfassende Grundregel gibt es natürlich nicht. Schließlich sind Bedarf und Verbrauch stets individuell.

Foto/Video: Shutterstock.

Geschrieben von Karin Bornett

Freie Journalistin und Bloggerin in der Option Community. Technikaffines Labradorfrauchen mit Leidenschaft für Dorfidylle und Faible für urbane Kultur.
www.karinbornett.at

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